An das Gestern, das vorüber ist, denke nicht
An das Morgen, das noch nicht ist, denke nicht
Um das, was war und was noch kommen muss, seufze nicht
Erfreue dich und deine Lebenszeit, verschwende sie nicht.
Omar Khayyam, Nischapur, 11. Jh.
Astrologe, Mathematiker, Philosoph, Theologe, Arzt und Dichter
Auch Omar Khayyam lebte in einer turbulenten Zeit, in der Krieg und religiöser Fanatismus herrschte.
Seinen Gedanken, Gefühlen, Zweifeln, seinem Pessimismus, aber auch seinem Mitleid den einfachen, gutgläubigen, verirrten Menschen gegenüber sowie seinem Verlangen nach Freude und Genuss gab er in seinen berühmten Vierzeilern (Robaïyat) Ausdruck. In seinen Augen zerstört die harte, grausame Wirklichkeit den schönen Traum vom Paradies. Er fragt nach dem Sinn des Lebens und findet ihn ausschliesslich im Inneren des Menschen.
All das, was vom Gefühl und Verstand des Menschen zeugt, ist das Leben selbst. Alles Andere ist unklar, unbestimmt und zweifelhaft. Was ist der Tod, die Ewigkeit? Hat die Welt einen Anfang? Trotz seiner unermüdlichen Suche nach dem Höchsten gelangt Omar Khayyam voller Resignation zur Erkenntnis, dass es das Schicksal des Menschen ist, nie das Licht der Wahrheit zu sehen und nie Gewissheit zu erlangen. In seinen Gedichten versucht er deshalb, für einen kurzen Augenblick den Strom der Zeit aufzuhalten, auf das andere Ufer des Daseins zu gelangen, wo das wahre Fest des Lebens beginnt.
Viele Menschen im heutigen Iran haben wie damals ebenfalls nicht viel zu lachen.
Doch sie nehmen auch heute noch ihre mittelalterlichen Dichterfürsten beim Wort und leben trotz allem ihre persönliche Freiheit, wenigstens hinter verschlossenen Türen. Seit den umstrittenen Präsidentenwahlen im Jahr 2009 stellen jedoch immer mehr vor allem junge, die Mehrheit der Bevölkerung bildenden IranerInnen die Situation mit all den Einschränkungen in Frage und drängen zunehmend heftig auf Veränderung. Nach der Wahl von Präsident Rouhani im Jahr 2013 und dem positiven Abschluss der Atomverhandlungen 2015 ist in dieser Hinsicht auch eine neue hoffnungsvolle Ära angebrochen, der jedoch im Mai 2018 mit dem einseitigen Rückzug der USA aus diesem Abkommen leider wieder ein jähes Ende gesetzt wurde. Wie zu Omar Khayyams Zeiten bleibt den meisten Menschen im Iran momentan nichts anderes übrig, als auf andere Weise zu versuchen, auf das andere Ufer des Daseins zu gelangen.
Sie als Besucherin und Besucher dieses Landes spüren kaum etwas von den teilweise schwierigen Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Im Gegenteil: Ihnen wird auf Schritt und Tritt mit einer überwältigenden Gastfreundschaft, Weltoffenheit und Kontaktfreudigkeit begegnet und am Ende der Reise wird sich so manches Vorurteil in Begeisterung verwandelt haben.
Auch sonst sollten Sie sich auf Ihrer Reise durch den Iran auf erstaunliche Entdeckungen gefasst machen: Neben den eindrucksvollen Relikten einer Jahrtausende alten Geschichte gibt es eine grosse Vielfalt an Naturformen und Landschaften, von den trockenen Salzwüsten im zentralen Hochland bis zu den schneebedeckten Fünftausendern im Elburz- und Zagrosgebirge und den subtropischen, fruchtbaren Regionen am Kaspischen Meer und dem Persischen Golf. Sie werden ausserdem die facettenreiche Hauptstadt Teheran erleben, von aus Lehm gebauten Wüstenorten in Bann gezogen werden, über bunt leuchtende Kuppeln, luxuriöse Paläste, Wasserspiele in kühlen Paradiesgärten und geschäftige Basare staunen.
Der Iran ist ein überaus spannendes Land voller Gegensätze, die unauflöslich zusammen gehören: Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Wüsten und Paradiesgärten, Hochgebirge und Meer, Vulkane und Reisfelder, goldene Kuppeln und einfache Lehmhütten, unermesslicher Reichtum und grosse Armut, mittelalterlicher Klerus und hochmodernes Geschäftsleben, schattige Innenräume und weite, lichtdurchflutete Ebenen, wilde Nomadenvölker und hochzivilisierte Kulturformen. Sie dürfen gespannt sein.
Iran (Islamische Republik Iran) ist ein Staat in Zentral-/Südwestasien.
Der offizielle Name Iran geht auf den Begriff „aria“ = Arier zurück und wurde bereits in der Heiligen Schrift der Zoroastrier (Avesta) um ca. 6. Jh. v.Chr. für die Bevölkerung des iranischen Hochland sowie für die ethnisch verwandten Inder verwendet. Die im Westen oft gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf das Reich der Achämeniden „Parsa“ zurück, die um ca. 6. Jh. v.Chr. ein erstes persisches Grossreich schufen. Davon leitet sich der Name der heutigen Provinz Fars um Schiraz sowie der persischen Sprache ab, dem Farsi.
Mit seinen rund 78 Millionen Einwohnern (mehr als die Hälfte sind unter 25 Jahre alt) und einer Fläche von über 1,65 Mio. km2 Fläche zählt der Iran zu den 20 grössten Staaten der Welt, ist etwa 40 Mal so gross wie die Schweiz und etwa 4 ½ so gross wie Deutschland. Iran grenzt an sieben Staaten.
Hauptstadt sowie auch kulturelles, kommerzielles und industrielles Zentrum des Landes ist Teheran mit mehr als 14 Mio Einwohnern.
Die Stadt liegt im Norden des zentraliranischen Hochlands auf einer Höhe zwischen etwa 1‘000 m ü.M. und 1‘700 m ü.M..
Der Iran ist die Heimat der ältesten Zivilisation der Welt (ab ca. 10‘000 v.Chr.). Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist deshalb ebenso vielfältig wie die Landschaft Irans. Es werden insgesamt 77 Sprachen und Idiome gesprochen.
Über 50% der Bevölkerung sind Perser, sprechen also Farsi, eine indoeuropäische Sprache. Ebenfalls eine indoeuropäische Sprache sprechen die Kurden (7% der Bev.), die Tadschiken, die Belutschen (5%) sowie die Nomadenvölker der Luren (6%) und der Bakhtiari.
Im Iran leben aber auch viele turksprachige Völker (24% der Bev.) wie z.B. die Azarbaidschaner (Azeri), die Turkmenen und die Qaschqai. Ca. 3% der Bevölkerung sprechen arabisch, 1% andere Sprachen wie z.B. armenisch. Seit der Zeit der Achämeniden (ab ca. 6 Jh. v.Chr.) bekennt sich der Vielvölkerstaat Iran zu all diesen Ethnien, im Grossen und Ganzen auch die heutige Regierung.
Etwa 98% aller IranerInnen sind Muslime. Die meisten davon sind Schiiten; die Kurden, Turkmenen, Belutschen, Araber hingegen sind vorwiegend Sunniten. Es gibt im Iran aber auch Christen (0,6% Armenier, 0,08% Assyrer), Juden (0.24%) und nicht wenige Zoroastrier, die unbehelligt ihre Religion leben können. Lediglich die Religionsgemeinschaft der Bahai wird diskriminiert und teilweise verfolgt.
Der Iran ist ein eigentliches Hochland, abgesehen von den relativ schmalen Küstenstreifen am Kaspischen Meer und am Persischen Golf, und wird von zwei Gebirgen eingerahmt.
Im Norden bildet das Elburz-Gebirge (mit dem höchsten Berg Irans, dem erloschenen, schneebedeckten Vulkan Damavand, 5671m ü.M) die Grenze zum Kaspischen Meer, von Nordwest nach Südost trennt das mächtige Zagros-Gebirge den Iran vom Irak und dem Persischen Golf.
Das Hochland selbst besteht meist aus kargem Land, aus ausgedehnten Salz- und Sandwüsten, durchzogen von oft skurril geformten Bergketten. Die aus den Bergen kommenden Flüsse leiten das Wasser im Norden und Süden ins Meer ab, im Inneren des Landes sammelt es sich jedoch in abflusslosen Seen (Kavire), wo es langsam versickert sowie im Laufe des Sommers oft ganz verdunstet und nur eine weisse Salzkruste übrigbleibt. Die grössten der für Iran so charakteristischen Kavire (insgesamt ca. 60‘000 km2) befinden sich in der Wüste Dasht-e Kavir.
Weitere Angaben finden Sie in den Reise- und Literaturhinweisen sowie unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Iran